Am 09.05.2024, Christi Himmelfahrt, ist der Mitbegründer der Freien Wähler Gemeinschaft, unser langjähriger verdienstvoller Mitstreiter in der Kommunalpolitik und unser Ehrenmitglied Erwin Maas im 90. Lebensjahr verstorben.
Sein Dienst an der Allgemeinheit als Beigeordneter und als langjähriger Ortsvorsteher hat in Saarwellingen bleibende Erinnerungen und deutliche Spuren hinterlassen. Seine erfolgreiche Arbeit wurde mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt und dokumentierte damit auch die Anerkennung für einen Menschen, der das „Ehrenamt“ über die Politik hinaus verkörpert hat.
Er unterstützte nachhaltig die Initiativen vieler Vereine, wobei seine Tätigkeit im Sängerbund besonderer Erwähnung bedarf, weil er hier über ein halbes Jahrhundert als Geschäftsführer mit anderen Sängern den Verein zu einer Institution im Ort machte. Darüber hinaus diente er über viele Jahre der Volkshochschule als örtlicher Leiter und war auch im Heimat- und Verkehrsverein über Jahre Mitgestalter und Initiator vieler Veranstaltungen.
Seine Prinzipientreue, seine ausgleichende Art und vor allem sein Pflichtgefühl haben ihn ausgezeichnet, wobei er niemals seine Arbeit „an die große Glocke“ gehängt hat. An der mittlerweile vierzigjährigen FWG-Geschichte und der sehr erfolgreichen Bilanz hat er einen Anteil, den man nicht hoch genug einschätzen kann. Sowohl im Ortsrat als auch im Gemeinderat stand er seinen Mann und war für sein loyales Verhalten bekannt, das ihm über politische Grenzen hinweg hohe Anerkennung einbrachte.
Sein Name wird nicht nur bei der Freien Wähler Gemeinschaft in ehrenvoller Erinnerung bleiben sondern auch bei vielen Menschen nicht nur in unserer Gemeinde.
Zur angemessene Erinnerung haben wir die Rede unseres Ehrenvorsitzenden Reiner Altmeyer anlässlich der Verabschiedung von Erwin Maas aus der Kommunalpolitik nachstehend noch einmal in Gänze beigefügt.
Für den Verein FWG Saarwellingen, Dr. Horst Brünnet, 1. Vorsitzender
Rede aus 2009 anlässlich der Verabschiedung von Erwin Maas aus der Kommunalpolitik
Liebe Hedwig, lieber Erwin, liebe Familie Maas, meine sehr verehrten Damen und Herren,
„Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne“, sagt Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“.
Du, lieber Erwin, hast – um mit Hermann Hesse zu sprechen – diesen Lebensruf wahrgenommen und die Entscheidung getroffen, nach 35 Jahren kommunalpolitischer Tätigkeit in den Ruhestand zu treten und einen neuen Lebensabschnitt ohne Kommunalpolitik zu beginnen.
Dass Du in diesen 35 Jahren überwiegend die Freie Wähler Gemeinschaft Saarwellingen repräsentiert und vertreten hast, dafür möchten wir uns heute bei Dir mit dieser kleinen Feierstunde bedanken und deshalb freut es mich, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass Sie so zahlreich unserer Einladung gefolgt sind, um mit den Mitgliedern der FWG die Arbeit von Erwin Maas zu würdigen.
Stellvertretend für alle begrüße ich ganz besonders den Bürgermeister der Gemeinde Saarwellingen, Herrn Michael Philippi mit seiner Ehefrau Helga, die politischen Weggefährten der alten und neuen FWG – Gemeinderatsfraktion und der Ortsratsfraktionen sowie die Vorstandsmitglieder der FWG Saarwellingen, den Fraktionsvorsitzenden der SPD – Gemeinderatsfraktion, Stefan Weirich, und den Fraktionsvorsitzenden der CDU – Gemeinderatsfraktion, Armin Weisgerber.
Seien Sie alle herzlich willkommen.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Bürgermeister, dass er uns für diese Feierstunde die Räumlichkeiten im Leo-Grünfeld-Haus zur Verfügung gestellt hat. Dank auch an Frank Leinenbach für die Herrichtung des Saales.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
über viele Jahre waren der Name Erwin Maas und Saarwellingen und umgekehrt der Name Saarwellingen und Erwin Maas eng – fast untrennbar – verbunden. Lassen Sie mich deshalb die kommunalpolitische Ära eines jung gebliebenen, fast 75 – jährigen Ur- Saarwellingers Revue passieren, seine Arbeit in der und für die FWG würdigen, Ihnen aber auch den Menschen Erwin Maas als öffentliche Person vorstellen.
35 Jahre ist es also her, als der damals 40 – jährige Regierungsangestellte Erwin Maas 1974 zum 1. Mal in ein politisches Gremium, und zwar in den Ortsrat Saarwellingen, gewählt wurde. Die Verwaltungs – und Gebietsreform war gerade abgeschlossen und die neue Gemeinde Saarwellingen mit den Ortsteilen Saarwellingen, Schwarzenholz und Reisbach nahm ihre Arbeit auf. Damals war Erwin noch Mitglied der CDU Saarwellingen, eine Freie -Wähler – Gemeinschaft existierte noch nicht. Bis zum 15. 3. 1984 – also fast 10 Jahre – gehörte er der CDU – Ortsratsfraktion an und hat damals schon besondere Aufgaben übernommen, und zwar vom 1.4.1977 bis zum 3.7.1979 als stellvertretender Ortsvorsteher in Saarwellingen.
1984 begann dann die politische Ehe Erwin Maas und FWG Saarwellingen. Nach seinem Austritt aus der CDU hat er zusammen mit 4 anderen Saarwellingern, u.a. mit dem in diesem Jahr verstorbenen langjährigen Vorstandsmitglied der FWG, Hermann Becker, das Wahlbündnis FWG gegründet und er gehörte auch dem damaligen Wahlvorstand an. Er ist damit einer der Gründer der FWG Saarwellingen.
Wie in einem Schneeballsystem wurden dann schnell weitere kommunalpolitisch Interessierte, die parteiungebunden bleiben wollten, gesucht und auch gefunden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Werner Becker, der heute Morgen ebenfalls unter uns weilt, mich auf ein Engagement in der FWG angesprochen hat, ich selbst habe dann meinen Nachbarn und Jahrgangskollegen Erich Jochem für eine Mitarbeit überzeugt usw.
Und so haben 1984 viele parteipolitisch ungebundene Saarwellinger auf der Liste dieser neuen politischen Gruppierung, der FWG Saarwellingen, für den Gemeinderat und den Ortsrat kandidiert, und auf Anhieb konnte man 5 Gemeinderatssitze erobern (4 für Saarwellingen, 1 für Reisbach), einen davon erhielt Erwin Maas. Dieser Erfolg, der in den Folgejahren sukzessive ausgeweitet wurde, hat auch heute, nach 25 Jahren, noch Bestand, denn das darf ich an dieser Stelle einmal besonders betonen, die FWG ist in Saarwellingen zu einer festen politischen Größe geworden. Auch und besonders ein Verdienst von Erwin Maas!
1984 wurde Erwin also zum 1. Mal in den Gemeinderat Saarwellingen gewählt und er gehörte diesem Gremium bis zum Juli dieses Jahres an, genau 25 Jahre, eine beeindruckende Zeit! In der konstituierenden Sitzung am 11.7.1984 wurde ihm zusätzlich das Amt des 2. Beigeordneten übertragen, ein Amt, das er 10 Jahre bis zum 12.8.1994 innehatte. In diesem Jahr 1984 wurde aus dem Wahlbündnis FWG dann schließlich der Verein FWG Saarwellingen – wie Sie wissen, sind Freie Wähler Gemeinschaften keine Parteien, sondern Vereine – und Erwin Maas hat damals für die ersten Jahre – und auch das zeichnet ihn aus – das Amt des 2. Geschäftsführers übernommen.
1994 begann dann der Höhepunkt seiner politischen Karriere:
Erwin Maas wurde vom Ortsrat zum Ortsvorsteher des Ortsteils Saarwellingen gewählt, ein Amt, das ihm auch in den beiden folgenden Amtsperioden übertragen wurde, d. h. 15 Jahre bis zu seinem freiwilligen Abschied vor 2 Monaten stand er den Saarwellingern als „Primus inter pares“ (als Erster unter Gleichen) vor. Erwin Maas war ein Ortsvorsteher, der unseren Ortsteil nicht nur repräsentierte, sondern der seine Aufgabe auch darin sah, mitzuhelfen, ihn weiterzuentwickeln, um den Menschen, die hier leben und arbeiten, ein Umfeld zu schaffen, in dem man sich wohlfühlt. Seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern galt sein besonderes Augenmerk, denn Hilfestellung zu leisten, wenn Hilfe nötig war, das war eine seiner Prämissen.
Dabei hat er als Politiker nie auf ein Parteibuch geschaut, wenn er um Hilfe gebeten wurde, er hat nie einen Unterschied zwischen deutschen und ausländischen Mitbürgern gemacht, nie einen Unterschied zwischen Jung und Alt, er hat allen geholfen, soweit es in seiner Macht stand. Das an „die große Glocke zu hängen“, war ihm aber immer suspekt. Diese Bescheidenheit ist ein weiterer Wesenszug des Menschen Erwin Maas. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang immer gerne an seinen Ausspruch, wenn er irgendwo von Bekannten mit „Herr Maas“ angesprochen wurde. Es kam dann sehr schnell die Antwort: „Herr“ bin ich nur auf dem Steuerzettel!
Besonders am Herzen lagen ihm und liegen ihm auch heute noch die Vereine und ihre Jugendarbeit. Junge Menschen sportlich und kulturell zu fördern, ihnen ein Stück Lebenswirklichkeit zu vermitteln, dafür hat er sich immer eingesetzt, was er u.a. durch finanzielle Zuwendungen am Jahresende auch förderte. Neben seiner Tätigkeit als Ortsvorsteher und Mitglied des Ortsrates war Erwin auch Mitglied des Gemeinderates, was ich vorher schon erwähnte. Konfliktpotenzial vorprogrammiert, wie man meinen könnte. Aber Erwin Maas hat den Spagat immer geschafft, als Ortsvorsteher sich für seinen Ortsteil einzusetzen, als Gemeinderatsmitglied aber auch verantwortlich zu sein für die Ortsteile Schwarzenholz und Reisbach.
Er war bereit zurückzustecken, wenn Maßnahmen in diesen Ortsteilen wichtiger, dringend notwendiger waren als Maßnahmen in Saarwellingen.
Ein ausgeprägtes Ortsteildenken, wie es in den Köpfen mancher Kommunalpolitiker noch herumspukt, war ihm gänzlich fremd. Das heißt aber nicht, dass er sich nicht für seinen Ortsteil z.B. bei den Haushaltsberatungen eingesetzt hat, im Gegenteil, die übrigen Fraktionsmitglieder mussten manchmal harte Gefechte mit ihm austragen, wenn sie anderer Meinung zu Saarwellingen waren als er.
Dabei stellt sich mir die Frage: Was für ein Politiker war Erwin Maas eigentlich? Spontan würde ich sagen, er war eigentlich gar kein Politiker, denn alles Negative, was man Politikern nachsagt, trifft auf ihn nicht zu! Er war nie der laute, sich in den Vordergrund drängende Egozentriker. Hitzige Debatten in Orts- und Gemeinderat mit persönlichen Attacken auf den politischen Gegner waren ihm immer ein Gräuel. Wie es für einen Waage- Menschen charakteristisch ist, war es ihm ein besonderes Anliegen, ausgleichend zu wirken, ein gutes Verhältnis zur Verwaltung und den politischen Weggefährten zu pflegen. Deshalb war er immer stolz darauf, wenn er es geschafft hatte, dass im Ortsrat einstimmige Beschlüsse gefasst worden sind.
Erwin Maas war ein „Mannschaftsspieler“, auf den sich FWG- Fraktion, aber auch die Verwaltung immer verlassen konnte. Politische Alleingänge gab es nie, loyales Verhalten war ihm sehr wichtig. Dabei war ihm nichts zu viel, ich bewundere ihn heute noch, wie er es geschafft hat, die unzähligen Termine zu Geburtstagen, Jubiläen, Schirmherrschaften, Sportfesten, kulturellen Veranstaltungen und, und, und ohne Murren wahrzunehmen und gleichzeitig noch Aufgaben für die FWG -Fraktion zu übernehmen. Das kann nur einer verstehen, der ein ausgeprägtes Pflichtgefühl hat.
Dass Erwin Maas, meine sehr verehrten Damen und Herren, neben seiner politischen Arbeit seit 57 Jahren Geschäftsführer des MGV „Sängerbund“ Saarwellingen ist, dass er Vizepräsident des Heimat- und Verkehrsvereins ist, dass er viele Jahre die VHS geleitet hat und dass er u.a. auch dafür mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden ist, will ich der Vollständigkeit halber an dieser Stelle nur erwähnen.
Hubert Masloh hat es in der Einladung zur heutigen Feierstunde treffend formuliert, was als Fazit von all dem bisher Gesagten gelten kann: „Er (Erwin Maas) ist ein Mann, der die Bedeutung des Begriffs „Ehrenamt“ in seiner ganzen Bandbreite verkörpert“.
Lassen Sie mich, meine sehr verehrten Damen und Herren, zum Schluss noch einige ganz persönliche Anmerkungen machen:
Erwin Maas war nicht nur jahrelang mein Fraktionskollege gewesen, sondern er war, ist und wird es hoffentlich noch lange bleiben, mein Nachbar. Dass das Ende seiner kommunalpolitischen Tätigkeit eine Zäsur bedeutet, auch für mich als Fraktionsvorsitzender, versteht sich von selbst, denn manches wird zukünftig nicht mehr so sein, wie es bisher war. Mir werden z. B. die Gespräche vor jeder Fraktionssitzung fehlen, bei denen ich immer von ihm über das neueste Geschehen in Saarwellingen informiert wurde. Ich werde den geselligen Menschen Erwin Maas bei den Veranstaltungen der Gemeinde vermissen. Und ich werde zukünftig viele Termine alleine wahrnehmen müssen. Denn in den vergangenen Jahren war es ja so, dass der Ortsvorsteher und der Fraktionsvorsitzende oft gemeinsam eingeladen wurden, wenn z.B. ein Verein oder die Kommune ein Jubiläum oder ein anderes Event feierte. Dann machten wir uns aus der Lilienstraße gemeinsam auf den Weg und die Anwohner, die uns am Ruckert sahen, wussten dann fast immer, es gibt in Saarwellingen mal wieder etwas zu feiern. Gemeinsam haben wir dann auch meistens den Rückweg angetreten, aber dieser Rückweg war oft länger und beschwerlicher als der Hinweg – so groß ist eben die Bürde Kommunalpolitik. Ich kann Ihnen aber versichern, wir sind stets unversehrt wieder in der Lilienstraße angekommen.
Trotz Deines Abschieds aus der Kommunalpolitik, lieber Erwin, hoffe ich und wünsche mir, dass wir uns auch zukünftig über kommunalpolitische Themen austauschen können, dass ich auch weiterhin auf Deinen Rat und Deine Unterstützung vertrauen kann, denn unsere Häuser sind ja nicht weit voneinander entfernt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
mit Hermann Hesse habe ich meine Rede begonnen, mit Hermann Hesse will ich sie auch beschließen:
In dem Gedicht „Stufen“ heißt es weiter: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben“.
Ich wünsche Dir, lieber Erwin, dass der Zauber des Anfangs eines neuen Lebensabschnittes ohne Kommunalpolitik Dich noch lange beschützen wird und sage Dir für das, was Du für die FWG, aber auch für Saarwellingen in den vergangenen 25 bzw. 35 Jahren geleistet hast, einfach nur : DANKE!